Eine kleine Geschichte von Nossrat Peseschkian

 

1. Szene: Ich gehe eine Straße entlang.
Da ist ein Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren...Ich bin ohne Hoffnung.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos, wieder herauszukommen.

2. Szene: Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als sähe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder
am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es lange, herauszukommen.

3. Szene: Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich sehe es.
Ich falle immer noch hinein...aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen.
Ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine eigene Schuld.
Ich komme sofort heraus.

4. Szene: Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.

5. Szene: Ich gehe eine andere Straße.

Anton Rotzetter

Am 1. März d.J. verstarb unerwartet der Kapuziner und Autor vieler spiritueller Texte P. Anton Rotzetter.Hier ist ein Abendgebet von ihm:

Alles loslassen


Am Ende
fliesst alles zurück
in den Schoss der Nacht
Ich weiss,
dass ich geborgen bin
und getragen
So will ich alles loslassen
den Schmerz, die Mühe und alle Wunden
die Lust, das Lachen und alle Beschwingtheit
Ich will loslassen
was ich gehört und gesehen
gesagt und getan habe
Ich will alles loslassen
Freunde und Feinde
auch mich selbst
Lass mich schlafen
im Schoss der Nacht
bei Dir
Du unendliche Liebe

Anton Rotzetter

KINTSUGI – eine japanische Kunst

 


Wieder eine Tasse kaputt.
Wie mich das ärgert! Besonders bei meiner Lieblingstasse.
Soll ich sie wegwerfen oder kleben?
Aber ob das halten wird?
Wahrscheinlich wird es mich jedesmal nerven, wenn ich die Bruchstelle sehe.
Also doch in die Mülltonne?
Kaputtes Geschirr zu kleben – das ist in Japan seit 500 Jahren eine eigene Kunst.
Kintsugi heißt diese Handwerkskunst.
Scherben aus Porzellan oder Keramik werde wieder verbunden und geklebt.
Nichts Besonderes eigentlich. ABER: Die Bruchstelle wird vergoldet.
So entsteht ein ganz neues Ganzes.
Das, was mich ärgert, wird auf einmal kostbar. Echtes Gold.
So eine zusammengefügte Tasse oder so ein neuer, alter Teller ist dann besonders – und interessant.
Wenn in meinem Leben etwas kaputt geht und in mir zerbricht, dann wünsche ich mir, dass das auch so geht.
Dass die Verletzungen, die Risse und Sprünge mein Leben nicht wertlos machen.
Sie machen es echt.
Sie zieren es sogar.
Ich glaube fest: So schaut Gott auf die Welt und seine Menschenkinder und auch auf mich.
Er heilt die zerbrochenen Herzens sind.
Wenn wir wollen, sind wir alle lauter kostbare KINTSUGI-KUNSTWERKE

Frieden

In dieser Zeit, wo Gewalt und Krieg die Nachrichten dominieren, wollen wir im Geistlichen Zentrum besonders um den Frieden beten und laden ein, sich in der Bitte um den Frieden in der Welt mit uns zu verbinden:

Gott des Friedens,
dein Geist bewegt die Herzen,
wenn Feinde wieder miteinander sprechen,
Gegner sich die Hände reichen
und Völker einen Weg zueinander suchen.

Wir bitten dich um den Frieden in der Welt:
Sammle die Menschen aller Rassen und Sprachen,
Schichten und Gruppen,
Religionen und Konfessionen
in der neuen Welt
deines immerwährenden Friedens
und mache auch uns
zu einem Werkzeug deines Friedens,
durch Christus, unseren Herrn.

(nach dem Versöhnungs-Hochgebet der Eucharistie)

 

Herr, hilf Du uns!
Schenke Du uns den Frieden,
lehre Du uns den Frieden,
führe Du uns zum Frieden!
Öffne unsere Augen und unsere Herzen,
und gib uns den Mut zu sagen:
"Nie wieder Krieg!"

Papst Franziskus